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Jeder Zehnte? wirklich?

Jeder zehnte Versicherungsnehmer, oder wenige mehrfach? - Viele Fragen bleiben offen oder stellen sich neu, bei der Umfrage des GdV.

Die Zeitschrift "Positionen" wird bei uns immer gerne gelesen, wir können sie in der Papierversion wie in der Onlineversion weiterempfehlen.

Daher ist auch mal eine konstruktive Kritik erlaubt.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Versicherungsbetrug geht gar nicht, aus ethischen Gründen ist das nicht zu akzeptieren und Menschen mit Moral sollten sich was schämen, wenn sie so was machen. Letztere denken wahrscheinlich: wenn man immer nur einzahlt, muss auch was zurückkommen, sonst rechnet sich das  nicht; Versicherungen denken doch auch kaufmännisch!

Ja, früher, mit dem Herrn Kaiser, war das noch anders, aber jetzt haben wir nur noch Kontakt über die Callcenter.

 

Aber auch der Herr Kaiser war nicht ohne: ich erinnere mich an einen Fall aus den frühen 70er Jahren, Herr Kaiser, Chef einer großen Versicherungsagentur, und ich hatten einen gemeinsamen Bekannten. Herr Kaiser hatte im Umfeld des Bekannten alles versichert und er hat darauf geachtet, dass ab und zu auch mal was zurückfloss, zu den armen Versicherungsnehmern, die nächsten Aufträge waren ihm gewiss.

Auch die Urlaubsreise in den 70ern: mit dem R4 vier Wochen Mittelmeer. Kurz vor der Heimreise mit dem Taschenmesser das Gummiband der kleinen, hinteren Seitenscheibe aufgeschnitten. Damit zur Gendarmerie (die hatten eh schon Nordafrikaner im Verdacht) und der Urlaub war finanziert.

Grafik: https://www.gdv.de/de/themen/positionen-magazin/versicherungsbetrug-62938

Ich hatte keine Versicherung, daher auch keinen Herrn Kaiser und habe in den Ferien durchweg gearbeitet.

15 Jahre später, als junger Sachverständiger bei einem Sach- und Haftpflichtschaden bei VNern mit einem sehr bürgerlichen Beruf, konnte ich sehr genau feststellen und auch nachweisen, dass nicht alle Schäden auf das aktuelle Schadenereignis zurückzuführen waren. Da es ein Regulierungsgutachten war, habe ich das dem stellvertretenden Schadenchef vorgetragen. Natürlich wurde das durchgewunken, da fängt die Versicherung beim Massengeschäft doch keine Diskussion an.

Bei der Umfrage wäre noch interessant zu wissen, um welche Schadenhöhen es sich handelt? die Höhen, die als Verlust mit einkalkuliert sind und wegen der Geringfügigkeit nicht weiter geahndet werden? Das sind die Fälle, die früher die Kaisers der Versicherungswirtschaft analog erledigt haben, klar geht das heute über das Internet, im Callcenter kann man sich da kaum beraten lassen.

Ein schönes Gefühl, wenn man mit gutem Gewissen einschlafen kann, weil man zu den 90,6 % der Versicherungsnehmer gehört, trotz Versicherung; oder halt, hat man nicht doch mal bei einer Schadenabrechnung geschummelt? was solls, das ist dann schon verjährt.

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